Prof. Dr. Bernhard Lorentz, globaler Consulting Lead für Sustainability & Climate Strategy bei Deloitte, resümiert, dass gerade deutsche Unternehmen verstärkt merkten, wie tiefgreifend der Klimawandel das Geschäftsumfeld veränderte. Ihr Optimismus, diesen Trend einzudämmen, fiele im globalen Vergleich zwar geringer aus, so Lorentz, doch gäbe es Anlass zu Zuversicht: Wirtschaftswachstum ließe sich nach Meinung der Top-Manager im Einklang mit den Klimazielen realisieren. Allerdings brauche es deutlich mehr Tempo bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sowie bei der Anpassung an den Klimawandel. Wirtschaft und Politik seien gefordert, gemeinsam Innovationen zu fördern und einen gerechten Übergang für alle Beteiligten zu ermöglichen.
Klimawandel: Auswirkungen und Handlungsoptionen
Auch in Deutschland gehört der Klimawandel aus Sicht der Teilnehmer zu den aktuellen Top-3-Prioritäten, wenn auch mit einem etwas niedrigeren Wert (37% gegenüber global 42%). Entsprechend dazu werden einige weitere Herausforderungen von deutschen CxOs häufiger zu den Top-Prioritäten gerechnet als im weltweiten Schnitt: Wirtschaftsaussichten (Deutschland: 52%, Global: 44%), Innovation (Deutschland: 42%, Global: 36%) und Lieferket-tenprobleme (Deutschland: 37%, Global: 33%).
Ungeachtet dieser Einstufung des Themas wird hierzulande stark in Nachhaltigkeit investiert: Insgesamt 76 Prozent der deutschen Unternehmen haben 2022 ihre Sustainability-Investitionen erhöht, davon 20 Prozent signifikant (Global: 19%). 60 Prozent erwarten einen hohen bzw. sehr hohen Einfluss des Klimawandels auf Strategie und operativen Betrieb in den nächsten drei Jahren (Global: 61%). Bei den direkten Auswirkungen des Klimawandels auf das Unternehmen zeigen sich abermals Abweichungen vom internationalen Durchschnitt: 58 Prozent führen Rohstoffknappheit und -kosten an (Global: 46%), des Weiteren u.a. Emissionsregulation (Deutschland: 41%, Global: 43%) und gewandeltes Verbraucherverhalten (Deutschland: 41%, Global: 45%).
Auch beim Stimmungsbild zeigen sich hierzulande Besonderheiten. In Deutschland sind 48 Prozent der CxOs ständig oder die meiste Zeit über den Klimawandel besorgt, weltweit sind es mit 62 Prozent deutlich mehr. Zugleich äußern sich die deutschen Teilnehmer pessimistischer über das Handlungspotenzial als der weltweite Durchschnitt: 60 Prozent sind relativ oder sehr optimistisch, dass die gravierendsten Folgen des Klimawandels noch vermieden werden können, weltweit sind es 78 Prozent der Befragten. Und hierzulande glauben 72 Prozent, dass sich globales Wachstum mit der Erreichung der Klimaziele vereinbaren lässt, während davon international sogar 84 Prozent der CxOs überzeugt sind.
Druck durch Stakeholder und soziale Gerechtigkeit
Wie die meisten Befragten weltweit, berichten auch deutsche CxOs von starkem Druck durch Stakeholder, im Unternehmen Klimamaßnahmen durchzuführen. Auch hierbei gibt es Divergenzen zur globalen Einschätzung, wobei der Druck hierzulande insgesamt geringer ist: Mäßigen oder hohen Druck durch Management und Board konstatieren 62 Prozent (Global: 68%), durch Verbraucher und Kunden 58 Prozent (Global: 68%) sowie durch Investoren 57 Prozent (Global: 66%). Besonders auffällig ist der Unterschied beim Druck durch Gesellschaft (52 vs. 64%), Mitarbeiter (51 vs. 64%) und Regulatoren (50 vs. 68%). Während weltweit 59 Prozent der Befragten Aktivitäten aus dem Kreis der Mitarbeiter als positiven Nachhaltigkeitsimpuls nennen, sind dies hierzulande nur 44 Prozent der C-Level-Führungskräfte. Noch drastischer ist der Unterschied bei der Frage nach einem gerechten Übergang zur nachhaltigen Wirtschaft, also einer sozialen Abfederung der Transformation: Lediglich 25 Prozent der deutschen CxOs finden dies äußerst wichtig, weltweit sind es 46 Prozent.